100 Jahre RKZV I 51 Leer 2013

Kaninchenausstellung verbunden mit Jubiläumsfest

Auf Grund des 100jährigen Bestehens des RKZV I 51 e.V. Leer veranstaltete der Verein eine große Kaninchenausstellung verbunden mit einem Jubiläumsfest in der Ostfrieslandhalle in Leer.

Mitglieder und Ehrengäste des Jubiläumsvereins I 51 Leer.
 
Vorsitzender Manfred Eihusen begrüßte am 1. Dezember zahlreiche Ehrengäste aus Politik, Wirtschaft und unserem Verband. Schirmherrin dieser Veranstaltung war die Bundestagsabgeordnete Gitta Connemann.
 
„Frau Connemann berichtete humorvoll über den Werdegang dieses Vereins und meinte, wir schreiben das Jahr 1912, Deutschland wird von einem Kaiser regiert, die Büste der Nofretete wird gefunden- und der RKZV I 51 Leer wird gegründet. Heute, 100 Jahre später, gibt es Kaiser allenfalls noch im Fußball. Die Nofretete schlummert in einem Berliner Museum. Aber ihr Verein ist lebendiger als je zuvor. Zu Ihrem gemeinsamen Geburtstag gratuliere ich Ihnen deshalb ganz herzlich. Denn hinter den vielen, vielen Mitgliedern liegt eine zum Teil bewegte Vergangenheit. Es galt zwei Weltkriege, eine Weltwirtschaftskrise, eine Währungsreform, Schicksalsschläge und Verzweiflung zu überstehen. Dennoch hielt die Treue zu Ihrem Verein. Denn sie verbindet eine besondere Aufgabe und Leidenschaft – die Pflege und der Erhalt von Rassekaninchen, die Liebe zum Tier. Ihre Zuchtarbeit ist von großer Bedeutung. Denn ohne diese gäbe es sicherlich nicht mehr so viele Rassen. Sie wenden Zeit und Geld aus Liebe zum Tier auf – auch für unsere heimische Arten. Ihr Engagement geht darüber noch hinaus. Und damit meine ich Ihre Jugendarbeit. Dort werden Kinder unter behutsamer und kenntnisreicher Anleitung an die Zucht herangeführt. Diese engagierte Jugendarbeit ist nicht nur unerlässlich für die Zukunft des Vereins. Vielmehr leisten Sie damit einen fundamentalen Beitrag für die Gesellschaft. Denn wo könnte man mehr über den Wert des Lebens und Verantwortung dafür lernen als in der Aufzucht und Haltung eigener Haustiere? Liebe Mitglieder des Rassekaninchenzuchtvereins, alles dies tun Sie ehrenamtlich. Sie fragen nicht, was Sie dafür bekommen. Sie handeln. Dafür danke ich Ihnen ganz herzlich und verneige mich vor Ihnen.“ Frau Connemann wünscht dem Verein für die Zukunft „Gut Zucht“.
 
Landrat Bernhard Bramlage, Bürgermeister Wolfgang Kellner, stellver. KV-Vorsitzender Artur de Freese sowie LV-Vorsitzender Christian Ruhr sprachen zu diesem Jubiläum die Grußworte.
 
Christian Ruhr machte seine Ansprache in „Plattdütsch“, sicher die erste Ansprache eines ZDRK-Vizepräsidenten auf „Plattdeutsch“ und überreichte den Ehrenteller des ZDRK an Vors. Manfred Eihusen.
 


Chronik und Erläuterungen zu den letzten Kriegsjahren und danach von Elke Redenius

„Über den Rassekaninchenzuchtverein I 51 Leer e.V. existieren leider keine Aufzeichnungen mehr aus der Zeit vor 1946, da diese Unterlagen im Krieg bzw. in der Nachkriegszeit vernichtet worden sind. Doch einiges haben wir noch in alten Unterlagen gefunden. Gegründet wurde der Verein I 51 im Jahr 1912, Gründer waren unter anderem Hinderk Engels und Martin Steffen. Die Kaninchen waren damals in Käfigen in einem alten ausrangierten Güterwaggon untergebracht. Der Mitbegründer Hinderk Engels war der Großvater von Hinrich Lüken, unserem langjährigen Mitglied und späteren Ehrenmitglied. Hinrich Lüken war mit zwei Unterbrechungen seit 1957 fast 20 Jahre Vorsitzender des Vereins. Ebenfalls langjährige Vorsitzende waren in den dreißiger und vierziger Jahren Hermannus Schmidt, in den fünfziger Jahren Karl Atrott, in den neunziger Jahren Inge Meyer und seit 2003 mit Unterbrechungen Hermann Redenius. In den vierziger und fünfziger Jahren wurden die Versammlungen des Vereins unter anderem bei Eggo Tammling, bei Karl Hunecke am Pferdemarkt, bei Wübbe Schaa in der Mühlenstraße und bei Bubi Harms im Bahnhofshotel abgehalten. Ab 1958 wurden die Versammlungen abwechselnd bei Wübbe Schaa und bei Bubi Harms abgehalten. Für die Ausstellungen standen dem Verein seit den fünfziger Jahren die Garagen des Bahnhofshotels zur Verfügung. Größere Ausstellungen, wie z.B. Kreisjungtierschauen wurden auch schon mal beim Gasthof Barkei ausgerichtet. Die Jubiläumsausstellung zum 50jährigen Bestehen des Vereins wurde am 11. und 12. August 1962 in den Garagen des Bahnhofshotels von Bubi Harms ausgerichtet. Seit den achtziger Jahren wurden die Versammlungen im Schützenhaus Leer abgehalten. Auch die Ausstellungen konnten hier bis Mitte der neunziger Jahre ausgerichtet werden. Seit 1995 ist der Verein mit den Ausstellungen nun schon Gast in der Ostfrieslandhalle.

Im September 1999 ist der Rassekaninchenzuchtverein I 51 Leer ein eingetragener Verein mit Anerkennung der Gemeinnützigkeit geworden. Der Rassekaninchenzuchtverein I 51 Leer e.V. war zunächst ohne Kreisverband dem Landesverband Oldenburgischer Kaninchenzüchter e.V. direkt angeschlossen. Ab dem Jahr 1933 wurden mit der Machtübernahme die Vereine staatlich kontrolliert. Ab diesem Jahr wurde dann auch die Organisation der Vereine über die Kreisverbände zur Pflicht. In der Presse erfolgten laufend Aufrufe und neue Verordnungen. So durften KPD- und SPD-Mitglieder keine Vorstandsmitglieder werden. Die Besetzung des Vorstandes musste vom Kreisgruppenleiter bestätigt werden. Die Kreisgruppenleiter wie auch die Landesgruppenleiter mussten auf Grund einer Vorschrift zwingend Mitglied der NSDAP sein. Die Vereine I 51 Leer, I 50 Aurich, I 49 Emden und I 52 Norden waren von 1933 bis 1942 dem Kreisfachgruppe Aurich angeschlossen. 1942 wurde die Kreisfachgruppe Aurich in Kreisfachgruppe Ostfriesland umbenannt. Es gab zwei Abspaltungen des Vereins I 51 Leer, 1956 wurde der Verein I 58 Einigkeit Leer gegründet, wurde aber 1957 wieder aufgelöst. 1985 wurde der Verein I 126 Leer-Noort gegründet, dieser Verein existiert noch heute.

Die Anfänge der Kaninchenzucht waren beschwerlich. So war man am Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts der Meinung, dass das Kaninchen ein Kinderspielzeug sei, es aber nicht Wert war, sich intensiv mit ihm zu beschäftigen. Dies änderte sich dann zur Zeit des 1. Weltkrieges. In dieser Zeit erlebte die Kaninchenzucht einen bedeutenden Aufschwung. Die Regierung benötigte für ihre Soldaten Nahrung und Wolle. Beides konnte durch die Kaninchenzucht gedeckt werden. Die Züchter wurden angehalten, die so genannten Wirtschaftsrassen zu züchten. Diese waren Blaue Wiener, Weiße Wiener, Helle Großsilber, Großchinchilla und Kleinchinchilla als Fleischlieferanten und Angora-Kaninchen als Wolllieferanten. Während der Kriege und der Nachkriegszeit wurden die Rassekaninchenzüchter verpflichtet, Tiere an die Regierung abzuliefern, die für die Soldaten und für das besetzte Ausland bestimmt waren. Dies war zum Teil sehr schwierig für die Vereine, da ihnen wiederum von der Regierung vorgeschrieben wurde, wie viele Tiere sie höchstens halten durften und vor allem, welche Rassen. So gab es z.B. „Angora-Aktionen“, die vorschrieben, dass jeder Züchter mindestens ein Angora-Kaninchen halten musste. Außerdem wurden Fleischsammlungen für die Verwundetenversorgung durchgeführt, bei der jeder Züchter ein Schlachtkaninchen abliefern musste. Haben Vereine damals nicht die vorgegebene Anzahl an Tieren abgeliefert, wurden sie aus dem Landesverband ausgeschlossen und ihnen wurde das Vereinskennzeichen entzogen. Das heißt, sie konnten keine Tiere mehr tätowieren lassen und nicht mehr ausstellen. Im Dezember 1943 wurde als Vorbereitung auf die Einschränkung der Kaninchenzucht eine Tierzählung durchgeführt. Im Jahr 1944 kam dann die Anordnung des Reichsministers für Ernährung und Landwirtschaft über die Kleintierhaltung heraus. Laut dieser Verordnung durften Kaninchen nur noch von solchen Personen gehalten und gezüchtet werden, die aus eigener Erzeugung über das hierfür erforderliche Futter verfügen und die bereits zum Zeitpunkt der Viehzählung Kaninchen gehalten haben. Züchter durften je Haushalt nur zwei Kaninchen als Zuchttiere halten. Außerdem durfte je Kopf der Familie nur 1 Kaninchen beliebig verwertet werden. Bis zum Jahresende musste der Bestand wieder auf die zugelassene Höchstzahl an Tieren zurückgeführt werden. Alle überzähligen im Zuchtjahr geborenen und großgezogenen Tiere mussten an die Regierung abgeliefert werden. Die Vorschriften über die Höchstzahl an Kaninchen galten nicht für Angorakaninchen. Die Angorazucht diente in erster Linie der Wollerzeugung und war daher erwünscht. Inzwischen ist das Kaninchen das beliebteste Haustier der Deutschen. Da Kaninchen im Vergleich zu einigen anderen Haustieren nicht viel Platz benötigen und keine Laute von sich geben, lassen sie sich oft auch dann noch halten, wenn andere Haustiere nicht in Frage kommen.“
 
Das älteste noch vorliegende Protokoll von 1946 hat folgenden Wortlaut:

„Mitgliederversammlung des KZV I 51 Leer am 4.8.46 bei Eggo Tammling
Die Versammlung war von Zuchtfreund H. Schüür, Loga einberufen und wurde von selbigen eröffnet. Auf Vorschlag der Mitglieder wurde Zuchtfreund Joh. Schmidt jun. zum Vorsitzenden gewählt. Als Schriftführer wird Zuchtfreund Karl Janssen eingesetzt. Kassierer R. Ehrlenholz. 13 Mitglieder waren anwesend. Der Schriftführer setzt sich mit Oldenburg in Verbindung um die jetzige organisatorische Lage zu ermitteln. Sodann soll der Schriftführer sich um Stempel bemühen. Karl Janssen Schriftführer“

Jubiläumsausstellung

Es wurden 182 Rassekaninchen für diese Jubiläumsausstellung gemeldet.
  
Sieger der Jubiläumsschau
 
Senioren:
Vereinsmeister Rikus Meinders (Weiße Neuseeländer 387,0 Pkt.) Vereinsvizemeister Wolfgang de-la-Roi (Graue Wiener 386,5 Pkt.) Gastmeister F.u.G. Neumann (Deutsche Kleinwidder wildf. 387,0 Pkt.) Gastvizemeister Neumann Pruin (Satin Elfenbein RA 387,0 Pkt.) LVE Rikus Meinders (Weiße Neuseeländer 97,0 Pkt. und Helle Großsilber 97,0 Pkt.) LVE Wolfgang de-la-Roi (Graue Wiener 97,5 Pkt.) LVE Georg Meyer (Rote Neuseeländer 97,0 Pkt.) KVE Karl Wieken (Deutsche Widder dunkel-eisengrau 97,0 Pkt.) KVE Rikus Meinders (Weiße Neuseeländer 97,0 Pkt.) KVE F. u. G. Neumann (Deutsche Kleinwidder 97,0 Pkt.) Bester 1,0: Manfred Eihusen (Deutsche Widder dunkel-eisengrau 97,5 Pkt.) Beste 0,1: Neumann Pruin (Satin Elfenbein 97,0 Pkt.)
 
Jugend:
Jugendmeister Xenia Meyer (Kleinchinchilla 385,0 Pkt.) Jugendvizemeister Christian Warring (Helle Großsilber 32,21 Pkt.) Jugendgastmeister Nico Hamel (Zwergwidder weiß RA 386,0 Pkt.) LVE Xenia Meyer (Kleinchinchilla 97,0 Pkt.) KVE Nico Hamel (Zwergwidder weiß RA 97,0 Pkt.) Bester 1,0: Xenia Meyer (Kleinchinchilla 97,0 Pkt.) Beste 0,1: Nico Hamel (Zwergwidder weiß RA 97,0 Pkt.)


Klaus Deters
Öffentlichkeitsarbeit

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Landesverband der Rasse-Kaninchenzüchter Weser-Ems e.V. | © 2011 Michael Gerker