Vergangenheit der Herdbuchzucht in Weser-Ems 2007

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Vorstand 2011

Referat am 15.09.07

Liebe Züchterfrauen, liebe Zuchtfreunde, ich begrüße Euch und möchte mich beim Vorstand bedanken, dass ich hier die Möglichkeit erhalten habe das Kaninchenherdbuch für Normal.-Kurzhaar.- und Haarstrukturrassen auf der heutigen Versammlung vorzustellen. Herzlichen Dank.

Ich bin davon überzeugt, dass viele Züchter über die grundsätzlichen
Vorraussetzungen, die man von einem Herdbuchzüchter erwartet, schon verfügt. Vielen ist durchaus geläufig, dass die Grundlage für eine systematische züchterische Arbeit das Herdbuch sprich Zuchtbuch ist.
Erst mit seiner Einführung wurde der Weg für eine zielbewusste Tierzucht geebnet. Das Herdbuchwesen in der deutschen Kaninchenzucht ist verhältnismäßig jung und trotzdem haben die Herdbücher schon eine
Wandlung durchgemacht, je nach Stand der Zucht und den Bedürfnissen der züchterischen Arbeit. Aber die Kenntnis der Abstammung ist bis auf dem heutigen Tag ein wesentlicher Faktor bei der Zuchtwahl geblieben.

Vergangenheit der Herdbuchzucht in Weser - Ems

Anfang der 60 er Jahre formierten sich die so genannten Leistungszüchter in unserem Landesverband. Dagegen gab es schon in anderen Verbänden die Bezeichnung Herdbuchzucht. So wurde 1963 der uns allen bekannte Zuchtfreund und Ehrenmeister im ZDK Wilhelm Kühne Obmann der Leistungszüchter im LV Weser–Ems. Fast 30 Jahre hatte er den Vorsitz. Ihm folgte 1992 bis 2002 dem uns allen bekannten Zuchtfreund Theodor Ulpst.
Unter seiner Führung erfuhr die Herdbuchabteilung einen großen Aufschwung. 56 Mitglieder wurden 2002 ZDK gemeldet.

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Gruppenfoto Herdbuchzüchter LV Weser-Ems 2011

Damals, in den 60er Jahren war man auf der Suche wie man für die Herdbuchzüchter und Leistungszüchter in den einzelnen Verbänden eine gemeinsame Bezeichnung und vor allem auch eine einheitliche Richtlinie schaffen könnte. Aber das war gar nicht so einfach, denn es gab wohlhabende Landesverbände in denen die Herdbuchzucht auch über die Landwirtschaftskammer finanziell gefördert wurde und die somit auch die Anforderungen erfüllen konnten. Wir dagegen verfügten über nur sehr wenige Mittel und waren somit nicht in der Lage z.B. die so wichtigen Körungen am Stall der Züchter durchzuführen. In dieser Zeit unternahm unser damaliger Präsident Kurt Binder den Versuch alle Herdbuch- und Leistungszüchter unter der Bezeichnung Stammbuchzüchter zusammen zu schließen, mit dem Ziel, dass die Bestimmungen für die Herdbuchzüchter etwas vereinfacht wurden. Damals haben wir sogar die 1. Stammbuchschau in Oldenburg anlässig einer LV – Schau durchgeführt. Aber auch dieser Versuch war zum scheitern Verurteilt, die einzelnen Landesverbände zogen nicht mit und so blieb es bei der uneinheitlichen Regelung.
 
Endlich 1971 gelang dem damaligen Präsidenten Kurt Binder der Durchbruch und er konnte seine Ziele durchsetzen. In Oldenburg fand am 30. Oktober 1971 eine Tagung der Obmänner für Herdbuch und Leistungszucht aller Landesverbände des ZDK statt, mit dem Ergebnis, dass die Leistungszüchter in das Herdbuch übernommen wurden. Die Richtlinien waren reformbedürftig und wurden überarbeitet. Auf dem Papier war damit alles geordnet, aber es war noch ein weiter Weg in unserem Landesverband, das Vorhaben in der Praxis umzusetzen. Geld war nicht oder nur wenig vorhanden und die Anforderungen konnten von uns nicht erfüllt werden, und so wurde oft darüber nachgedacht, ob es für die Herdbuchzucht im LV Weser–Ems überhaupt noch eine Zukunft geben würde.

Eine Lösung kam endlich Ende der 80er Jahre als uns auch finanziell die Möglichkeit gegeben wurde Körungen am Stall der Herdbuchzüchter durchzuführen. Anfangs waren es Versuche, bis wir dann 1991 zum ersten Mal genau nach den Herdbuchbestimmungen, Körungen durchzuführen und Körnoten vergeben konnten. Jetzt zeigte sich zum ersten Mal der Erfolg und so konnten wir auf der Bundesschau in Nürnberg mit großem Erfolg in der Herdbuchabteilung ausstellen.

Liebe Züchterfrauen, liebe Zuchtfreunde, soweit in aller Kürze zur Vergangenheit des Herdbuches in Weser-Ems.
 

Was wird nun von einem Herdbuchzüchter erwartet und wie lauten
die Bestimmungen des Kaninchenherdbuchs für Normal.- Kurzhaar.- und Haarstrukturrassen?

  
Die Herdbuchzüchter haben es sich zur Aufgabe gemacht erbfeste Tiere bester Qualität, mit bester Fruchtbarkeit, Aufzuchtleistung, Vererbung und Futterverwertung heraus zu züchten. Leider können wir es den Tieren ja nicht ansehen, welche Anlagen in ihnen verankert sind. Wir sind vielmehr darauf angewiesen, die Leistungen der Vorfahren, Nachkommen und auch Geschwister zum Vergleich heranzuziehen. Je mehr gute Leistungen hier auftreten, umso sicherer ist der Schluss berechtigt, dass auch das fragliche Tier gute Leistungen aufweisen wird.

Alle im Einheitsstandard anerkannten Rassen sind im Herdbuch zugelassen. Das war vor einigen Jahren noch nicht so. Damals waren Zeichnungsrassen und Zwerge nicht zugelassen. Es ist also wichtig zu wissen, dass alle Rassen im Herdbuch zugelassen sind.

Die gesamte Zuchtanlage eines Herdbuchzüchters muss mindestens 24 Buchten umfassen, sie soll optisch vorzeigbar, hygienisch einwandfrei und dem Tierschutzgesetz entsprechen. Goldene Türgriffe werden nicht verlangt.
Jeder Züchter kann 2 Rassen im Herdbuch züchten, die Buchtenzahl ist dann natürlich anzupassen, also 48 müssen es dann schon sein.
Jeder Züchter muss mindestens 1,2 eintragungsfähige Zuchttiere pro Rasse vorweisen können. Also 24 Buchen mit 1,2 Zuchttieren ist Minimum. Nach oben sind keine Grenzen gesetzt. Wenn wir von 2 Häsinnen 2 bis 3 Würfe erwarten, dann sind die 24 Buchten bald gefüllt. Wichtig ist auch, dass der Herdbuchzüchter bereit ist, über seine Zuchtergebnisse Aufzeichnungen zu machen. Nach den Richtlinien heißt es: Die Führung eines Einzelzuchtbuches, auch Herdbuch genannt, sowie das Eintragen der Jungtiere in eine Jungtierliste und das Führen eines Deckscheinbuches.  Diese Verfahrensweise ist bei uns EDV mäßig durch die Geschäftsstelle abgedeckt. Die Herdbuchanwärter bzw. Züchter in Weser – Ems brauchen nur zu Beginn die Daten der Vorfahren dem Zuchtwart Ewald Hülsebusch nachweisen. Im laufe des Zuchtjahres,
müssen die Kopien der Deckscheine zur Geschäftsstelle gesandt werden.
Die Geschäftstelle übereicht dem Herdbuchzüchter zur JHV die Abstammungsnachweise der Zuchttiere die zu Jahresbeginn gemeldet wurden. Ebenso werden soweit vorhanden die Abstammungsnachweise der Jungtiere mit ausgegeben. Die späteren Würfe werden dann bis spätestens zur Herbstversammlung überreicht. Für den Herdbuchzüchter bleibt dann nur noch das abheften der Zuchtunterlagen. Daneben gibt es noch viele Möglichkeiten wichtige Aufzeichnungen im Laufe des Zuchtjahres zu machen. Wenn dann die Ergebnisse genau und sorgfältig ausgewertet werden, so wird man bald erkennen, welch hohe Bedeutung dieser Betriebsleistungsuntersuchung zukommt. Nur so ist auf Dauer das Erkennen der Vererbung, die Futterverwertung oder die Konstitution der Zucht möglich, um die besten Tiere zur Zucht auszuwählen und ihre Erbmasse zu verbreiten. Und dazu also sollen und müssen uns die Aufzeichnungen helfen.

Die Beurteilung des Erbwertes ist bei den meisten Haustieren durch die geringe Zahl der Nachkommen sehr eingeschränkt. Wir haben bei der Kaninchenzucht daher den ungeheuren züchterischen Vorteil zur Beurteilung eine Vielzahl von Nachkommen heranziehen zu können. Weiter kann durch die schnelle Generationsfolge ein Zuchtziel sehr schnell erreicht werden. Wir sollten also alle Nachkommen beurteilen und nicht nur die, die zur Zucht eingesetzt werden.

Was wird von einem Herdbuchzüchter noch erwartet?
 
Am Jahresanfang sind der Geschäftsstelle, wie schon erwähnt, die zur Zucht vorgesehenen Kaninchen auf einem Formblatt mitzuteilen.
Abstammungsnachweise der Zuchttiere sind, sofern der Geschäftstelle EDV mäßig noch nicht erfasst worden sind, beizufügen, auch wenn diese nicht ganz vollständig sind. Danach ist, wie schon gesagt, im Laufe des Jahres jeder Wurf der gemeldeten Zuchttiere durch eine Kopie der Zuchtmeldung zu melden.
Jeder Züchter, der Mitglied eines Vereins ist, ausgenommen Mitglieder einer Jugendgruppe, und die vorgenannten Vorraussetzungen erfüllt, kann auf schriftlichen Antrag in das Herdbuch aufgenommen werden. Er sollte vor der Aufnahme die beantragte Rasse mindestens 3 Jahre gezüchtet haben und züchterische Erfolge aufweisen können. Dazu gehören z.B. Ausstellungserfolge auf größeren überörtlichen Schauen. Eine endgültige Aufnahme als Anwärter erfolgt dann nach einer Stallbesichtigung und Erfassen der Zuchttiere durch den Anerkennungsausschuss.

Die Anwärterzeit dauert mindestens 2 Jahre. Die Anwärterzeit kann verlängert werden, jedoch ist spätestens nach 4 Jahren eine Entscheidung zu treffen. Bei uns in Weser - Ems ist 3 Jahre Anwärterzeit der Regelfall. In der Anwärterzeit muss der Anwärter erfolgreich unter Beachtung der Herdbuchrichtlinie auf überörtlichen Schauen ausgestellt haben. Er hat Stallbesichtigungen durchführen zu lassen. Er muss mit seinen Tieren an Körungen teilnehmen und muss dabei der Körkommission selbst gezüchtete Kaninchen vorstellen.
In der Anwärterzeit hat der Anwärter keine Nachteile gegenüber einem anerkannten Herdbuchzüchter. Nach Abschluss der Anwärterzeit und Anerkennung als Herdbuchzüchter erhält er eine Urkunde vom ZDRK mit der Erklärung, dass er beziehungsweise sie die Bestimmungen des Herdbuches erfüllt hat und das Recht erhält seine Zucht als anerkannte Herdbuchzucht zu bezeichnen.

Meine lieben Züchterfrauen, liebe Zuchtfreunde, ich habe versucht in groben Zügen darzulegen, was vom Herdbuchzüchter erwartet wird.

Worin besteht nun unsere Arbeit im Kaninchenherdbuch für Normal.- Kurzhaar.- und Haarstrukturrassen?
 
Zu dem bereits geschilderten theoretischen Teil der Betriebsleistungsprüfung führen wir unsere Versammlungen durch und versuchen dort unsere Mitglieder zu schulen und weitere interessante Themen anzusprechen, wie z. B. die Vererbung oder die Bestimmung des Inzuchtgrades. Alles Dinge worüber ein Herdbuchzüchter Bescheid wissen sollte, und um sich letztlich auch positiv auf eine erfolgreiche züchterische Tätigkeit auswirken.

Nun aber zum praktischen Teil, und da steht die Körung der Tiere und die Vergabe von Körnoten im Mittelpunkt. Die Körung erfolgt durch die Körkommission an den Stallungen der Züchterinnen und Züchter oder auf einer Körschau. Bei der Körung ist der Züchter gehalten, die Elterntiere mit der bewertungsfähigen Nachzucht vorzustellen. Jungtiere sind nicht zugelassen, sollten aber von der Geschäftsstelle erfasst werden. Grundsätzlich ist die Körung am Stall anzustreben. Der Züchter hat die Möglichkeit alle seine ausstellungsfähigen Tiere, wie auf jeder Ausstellung, nach den Richtlinien bewerten zu lassen.

Die Bewertung erfolgt nach dem jeweiligen Standard des ZDRK: Dann aber werden für die Elterntiere Körnoten vergeben. Die Körnote ist für die Herdbuchzüchter von ganz besonderer Bedeutung, denn auf einer Herdbuchschau wird diese Körnote der Gesamtpunktzahl einer Zuchtgruppe hinzu gezählt. 

Mitglieder Herdbuchabteilung Weser-Ems

In der Herdbuchabteilung Weser–Ems sind zurzeit 63 Mitglieder eingetragen. Es könnten sicher noch ein paar Zuchtfreunde mehr sein und ich denke nun einmal positiv und bin davon überzeugt, das sich doch noch Züchter davon überzeugen lassen und die großen Vorteile der Herdbuchzucht erkennen, hier zu nennen wäre unter anderem, die Körung am Stall, hier werden alle Tiere beim Züchter in der Stallanlage von den Preisrichtern bewertet und hat somit für jedes vorgestellte Kaninchen eine Bewertungsurteil. Da die Körungen von Mitte Oktober bis Anfang November sind, hat der Züchter vor den größeren Schauen schon ein Richterurteil vorliegen.

Meine lieben Züchterfrauen, liebe Zuchtfreunde, abschließend möchte
ich zusammenfassend sagen, jeder der bereit ist sich neben der Praxis auch mit der Theorie in der Rassekaninchenzucht zu befassen, der ist auch geeignet, sich das interessante und wichtige Herdbuch anzuschließen.
Wer also bei uns mitmachen möchte, der sollte sich bei uns melden,
auf allen Tischen sind Flyer verteilt worden. Ich und auch die Vorstandsmitglieder der Herdbuchabteilung sind gerne bereit, weitere Auskünfte zu geben.

Liebe Züchterfrauen, liebe Zuchtfreunde ich hoffe, dass ich Euch mit meinem Vortrag nicht zu sehr gelangweilt habe und das Kaninchenherdbuch für Normal.- Kurzhaar.- und Haarstrukturrassen etwas näher bringen konnte und danke für Euer aufmerksames Zuhören.

 

Habbe Tuchscherer

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Landesverband der Rasse-Kaninchenzüchter Weser-Ems e.V. | © 2011 Michael Gerker